Ein beliebtes Element des Jugendstils
Millegriffes (Millgriff, Milgrif), oder auf Englisch Millegrain Setting, ist eine sehr alte und in der Anfertigung aufwendige Konturenverzierung, die ihren Höhepunkt in der Zeit des Jugendstils und des Art deco hatte. Vor allem in den 1920er- bis 1950er-Jahren erfreute sich die Millegriffes-Fassung einer großen Beliebtheit. Typisch für diese spezielle Verzierung der Kontur sind die fortlaufenden halbkugelförmigen Körner, die der Juwelenfasser mit einem Spezialwerkzeug herausarbeitet. Trotz des irreführenden Namens Millegriffes-Fassung handelt es sich um keine Fassart von Edelsteinen. Millegriffes-Fassung bezeichnet ein Schmuckstück, dessen Fasskanten eine Verzierung aufweisen.
Millgriff - Fassbeispiel Mäanderring
Mäander (grich. Meandros) - steht für Ornament (von lat. ornare "schmücken, zieren, ordnen, rüsten")
Durchgezogene Linien: Millegriffes-Verzierung
Kästchen: Körner zur Befestigung der Edelsteine (hier: Fadenfassung)
Wie viele Designelemente vergangener Zeiten verschwand die Millegriffes-Fassung immer mehr aus dem Blickfeld der Designer. Nur mehr selten erhält ein Steinfasser den Auftrag, ein neues Schmuckstück mit Millegriffes-Fassung anzufertigen. Auf dem Arbeitstisch eines Steinfassers landen vorwiegend alte Stücke zur Rekonstruktion oder Restauration.
Millegriffes oder Millgriff oder gar Milgrif?
Umgangssprachlich werden häufig die Begriffe "Millgriff" oder "Milgrif" verwendet. Richtigerweise verwendet man jedoch die Schreibweise Millegriffes, dieser kommt aus dem französischen und bedeutet "tausend Krallen".
Vom Millegriffes-Eisen zum Millegriffes-Rädchen
Das Anfertigen dieser Verzierung ist immer noch ein Handwerk, das dem Juwelenfasser großes Können und Erfahrung abverlangt. Vor allem früher war die Arbeit an einer solchen Verzierung äußerst zeitaufwendig, da das Millegriffeseisen ein starrer Negativabdruck, mit einer fixen Anzahl von halbkugelförmigen Vertiefungen war. Somit konnte keine durchgehende Verzierung gefertigt werden, da das Millegriffes-Eisen jedes Mal neu angesetzt werden musste. Auf Grund dessen waren die Ansatzstellen häufig erhaben und ein formvollendeter Verlauf gestaltete sich schwierig. Dieser Vorgang wiederholte sich über den gesamten Konturenverlauf.
Die Verbreitung des Millegriffes-Rädchen erleichterte die Arbeit zusehends, da im Gegensatz zum Millegriffes-Eisen, das "Rädchen" kontinuierlich der Fasskontur folgen konnte.
Die Anwendung
Im Vergleich zum Millegriffes-Eisen ist das Millegriffes-Rädchen wesentlich effizienter und präziser im Ergebnis. Das "Rädchen" ist ein an einem Schaft befestigtes Rädchen mit halbkugelförmigen Vertiefungen. Die Rädchen sind in den Größen 0 - 12 verfügbar. Diese Größenangabe bezieht sich grundsätzlich auf die Größe der halbkugelförmigen Vertiefungen.
Das über den Stichelschaft im Stichelheft befestigte Millegriffes-Rädchen führt der Steinfasser per Hand über die für die Millegriffes-Verzierung vorbereitete Fasskante. Dabei übt er bei den Vor- und Rückwärtsbewegungen des Werkzeugs, dem sogenannten "Radeln", leichten Druck aus. Wichtig ist, dass kein zu starker Druck ausgeübt wird, da dies die Gefahr für seitliche Grade erhöht.